Würdest Du für einen tollen Fund alles hergeben?

Würdest Du für einen tollen Fund alles hergeben?

Würdest Du für einen tollen Fund alles hergeben?

# Andachten und Predigten

Würdest Du für einen tollen Fund alles hergeben?

Würde ich alles hergeben? Für eine Perle, für eine noch so schöne, glänzende, große?? Ich glaube nicht! Aber wenn ich dieses Gleichnis höre, dann spüre ich die Freude des Kaufmanns! Unsäglich! Die kenne ich, und die teile ich.
Es war auf einer Radtour, es war  Mai oder Juni. Es ist schon lange her. Es ist ein Wochenende wie jetzt, an einem Sonntagnachmittag.  Die Bäume stehen in vollem Grün, Menschen sind unterwegs: zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit dem Auto. Es herrscht „Geh aus mein Herz-Stimmung“! Auf den Bürgersteigen erzählen sie einander, oder suchen nach einem Café für Kaffee und Kuchen oder ein Eis. Andere fahren in der Fahrrad-Schlange durch den Ort, es klingelt oft, die kleinen sind mit ihren Wimpeln am Fahrrad  unterwegs– damit man sie gut sieht. Ich bin auch auf der Suche nach einem Pausenplatz, biege von der Hauptstraße links ab in eine Seitenstraße.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich dabei etwas in der Gosse,ganz nah am Bürgersteig: weiß und gelb ist es. Ich halte an, steige ab und hebe eine Perlenkette mit einem Goldverschluss auf: Ein Schatz! Mein Herz klopft. Zugleich hab ich die Frage im Kopf: Wer mag diese Kette verloren haben und sie jetzt vermissen? Diesen Kummer kann ich in dem Moment gut nachvollziehen… Ich halte das gute Stück in der Hand und überlege. Dann stecke ich sie vorsichtig, in ein Taschentuch gehüllt, in meinen Rucksack – ich bin noch immer aufgeregt, das Herz klopft immer noch und ich suche jetzt meinen Pausenplatz. Am nächsten Tag bringe ich die Kette zum Fundbüro, erhalte einen Beleg – das war’s.  Ich bin der festen Überzeugung, dass sicher jemand nachfragt und sein gutes Stück abholt.  Und das Jahr nimmt seinen Lauf…

Perlen sind etwas Besonderes.

Aus etwas, das ihr sonst weh tut, macht die Muschel etwas Schönes! Das lerne ich von ihr. Was querliegt, was rumort, umgestalten und positiv ins Leben einbauen, das macht die Muschel. Schwierige Ereignisse kostbar gemacht und eingebaut, das sind Perlen.Die Taufperle im Garten ist weiß wie die Muschelperlen der Kette am Wegesrand. Es gibt so viele verschieden Weißtöne der Perlen: einige schimmern grünlich wie die Hoffnung; andere sind eher gelblich wie Licht; hart aber sind sie alle, wenn ich mit dem Zahn darauf beiße um zu testen, ob sie wirkliche Perlen sind.Ihr Weiß ist Christusfarbe. Und Er umfasst alles: Himmel und Erde so wie das Licht alle Farben umfasst!Jesus Christus ist das Licht, das mir durchs Leben leuchtet – deshalb, wenn es um Jesus geht, die Taufkerze und all die anderen Kerzen und Lichter, die ich so mag, nicht nur im Advent.
Aus Dornenkrone und Kreuz hat Gott etwas Schönes gemacht, durch Nacht und Tod hindurch. Gänzlich neues Leben, unbeschreiblich hell und strahlend.

Wenn mich also etwas schmerzt, da will ich etwas Schönes draus machen, es in mein Leben einbauen wie die Muschel  und dadurch reicher werden und den Blick nach vorne richten. Aus der Perle wird auch etwas völlig neues, eine wunderschöne Kette oder ein Ring oder ein Armband.

Die Gottesperle glänzt golden-gelb. Gold ist die Farbe Gottes. Gold, die Farbe der Könige und Kaiser, Gold der Trompetenfanfaren in Bachs Musik, der Engel und Heiligen. Dazu gehöre ich: zu Gottes Heiligen – ohne Vorleistung, ohne eine große Figur der Glaubensgeschichte sein zu müssen. Ich bin heilig, weil ich zu Gott gehöre, zur Gemeinschaft der Heiligen, und ich bin da vor Gott – wie ich bin, ganz ohne Vorbedingung. Einfach so.

So will ich auch auf die Welt und Menschen schauen können: vorurteilsfrei, gelassen, liebend. Eben ein wenig wie Gott. Ein bewusst gezeichnetes Kreuz über Stirn, Brustbein und Schultern kann dabei helfen beim Nachdenken und Beten; das hat schon Martin Luther gewusst. Es ist den Versuch wert: am Morgen, wenn der Tag für mich beginnt oder am Abend, wenn ich den Tag bedenke: Menschen, Erlebnisse, Gespräche, Blicke, Arbeit und Essen aus der Perspektive Gottes in den Blick zu nehmen. Es zumindest versuchen, dann schaue ich anders auf den Tag, ich werde gelassener, muss mich nicht mehr so wichtig nehmen…    

Perlen,  als Kind habe ich selbst welche aufgefädelt: rote und grüne, blaue und gelbe, orange und lila-farbene. Groß, mittel und klein, aus Holz: Armbänder wurden daraus oder eben: Halsketten. Auf dem Kirchentag in DD 2011 wurden Halsketten mit bunten dicken Holzperlen verkauft: Zeichen für Gerechtigkeit, für Solidarität – ich sehe sie noch heute hier oder da: diese Perlenketten: Sie zeigen: Wir sind verbunden, wir setzen uns ein. Solche Zeichen erinnern und spornen an. Und das Perlarmband des Bischofs Lönnebo leitet zum Nachdenken und Beten an. Und die Perlen des Glaubens sind Zeichen über Konfessionen und Religionen hinweg: der Rosenkranz der Katholiken, die Mala im Buddhismus, der Tasbih im Islam.

Perlen, die goldene Schließe meines Fundstücks von damals hatte die Form einer wunderschön geschlungenen Schleife – zu schön um sie hinten nur als Kettenschließe zu tragen.  Wie ein Anhänger prangt sie vorne am Hals. In der Adventszeit des besagten Jahres bekam ich Post vom Fundbüro. Das gute Stück, die tolle Kette war nicht abgeholt worden. Wieder klopfte mein Herz, wieder eine unaussprechliche Freude. Gegen eine Gebühr könne man sie mir aushändigen, las ich da auf dem Papier. Ich fuhr hin, bezahlte die Gebühr und durfte wunderschöne Perlen mein eigen nennen.

Jedes Mal, wenn ich sie trage, wenn ich sie anschaue – dann spüre ich etwas von der Freude des Kaufmanns, von der Freude des Himmelreichs!

Und Jesus sagt:
Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. 45 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46 und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.



Andrea Wauer-Höflich

 

 

 

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