Konfirmation

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# Andachten und Predigten

Konfirmation

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern, liebe Paten, liebe Gäste,

hoffentlich kommt mit dem Anblick dieses prächtigen Bootes nicht zu viel Urlaubsstimmung auf, so dass ich noch mit meinen Gedanken zu euch und zu Ihnen durchdringen kann. Doch zugegeben: So ein frisch aufgeblasenes Boot weckt schon Vorfreude...

Und tatsächlich nehme ich euch auf eine kurze Reise mit, eine Phantasiereise, einen virtuellen Urlaub. Stellt euch vor, dieses oder ein ähnliches Boot wäre an irgendeinem Hafen dieser Welt vertaut und wäre nun bereit zur Ausfahrt. Wo genau hat euch niemand gesagt, wo es lang gehen wird, ihr wisst nur: Das Ziel liegt in greifbarer Nähe und ist erreichbar. Ihr dürft euch ein schönes Ziel ruhig in Gedanken ausmalen, vielleicht ein Strand mit feinem Sand und Kokospalmen. Doch nun kommt die Gretchenfrage: Was würdet ihr mitnehmen auf eure Bootsfahrt. Ihr braucht Lebensmittel, ihr braucht sicherheitshalber trinkbares Wasser, Kleidung, viel Platz bleibt da nicht.

Ihr könnt aus dem Boot wieder aussteigen. Wir fahren heute leider nicht ab.

Aber die entscheidende Frage, ich will sie trotzdem stellen: Was würdest du auf deine Reise mit unbekanntem Ziel mitnehmen? Du hast nicht unbegrenzt Auswahl, der Platz ist knapp, das zulässige Höchstgewicht darf nicht überschritten werden. Gut, das Handy und ein batteriebetriebener CD-Player sowie weitere lebenswichtige Utensilien wären dabei. Doch gehen wir jetzt mal einen Schritt weiter, weg von den Gegenständen, die dir wichtig sind, weg von dem Schlauchboot hin zu deinem Lebensboot. Was ist dir im Leben so wichtig, dass du es immer dabeihaben möchtest, dass du darauf nicht verzichten willst, was ist für dich das wichtigste im Leben? Was passt hinein in dein Lebensboot? Was willst du auf der Reise durch dein Leben mitnehmen, was ist unentbehrlich? Es ist die Frage nach dem Essenziellen in deinem Leben.

Und während ihr euch die Frage stellt, wird euch vielleicht etwas ganz Überraschendes klar: Das Boot ist ja schon ohne meine Entscheidung beladen, ohne dass ich eine Wahl getroffen hätte, ohne mein Zutun. In meinem Lebensboot ist schon jede Menge drin, ohne dass ich es eingeladen hätte. Kommt ihr drauf, was sich da alles findet?

Voll ist dieses Boot von der Liebe eure Eltern.  Die Liebe der Eltern -sie ist nicht zu ersetzen. Ihr werdet mehr und mehr eigene Wege gehen, so direkt werden eure Eltern nicht immer in eurem Lebensboot sitzen, den Kurs eures Bootes werden sie nur noch indirekt beeinflussen. Und irgendwann trennen sich rein örtlich die Wege. Aber hat noch ein paar Jahre Zeit. Doch selbst wenn es dann so weit ist: Die Liebe der Eltern ist mit im Boot, sie ist unverzichtbar. Sie ist eine der Grundlagen eures Lebens. Ihr nehmt sie mit in eurem Lebensboot, ob es euch bewusst ist oder nicht.

Es gibt noch mehr zu entdecken, was in eurem Lebensboot so alles zu finden ist: Jetzt kommen die Geschwister, die Freunde, Verwandte, vielleicht auch die Klasse, jedenfalls die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Für ein Leben lang werdet ihr nicht alle in eurem Boot unterbringen. Aber die Stärke, das Selbstvertrauen, die Zuversicht, die mir eine Gemeinschaft gibt, sie bleibt ein Leben lang.

Vielleicht nehmt ihr auch etwas aus der Konfirmandenzeit mit. Ihr wart bestimmt eine starke Gruppe! Doch ich hoffe, dass die Atmosphäre von euer Konfirmandenzeit als unsichtbare Schiffsladung mit in euerm Lebensboot ist.

Und noch jemand ist unsichtbar in eurem Boot: Gott. Er ist da, wenn ihr vor lauter Glück die ganze Welt umarmen könntet, er ist aber auch dann da, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Er ist da! In seiner Gegenwart könnt ihr leben. Im Hintergrund eures Lebens ist er für euch tätig.

Nun, Ihr werdet seine Gegenwart in eurem Leben nicht immer unmittelbar spüren, es wird vielleicht Phasen geben, wo er weit weg zu sein scheint. Manche von euch schauen bereits auf ernste Erlebnisse zurück, wo man sich schon fragt: Wo ist denn Gott? Ich denke da an so manches Problem, mit dem ihr fertig werden musstet.

Manche Fragen, die den Glauben betreffen, wurde mit euch intensiver besprochen. Glauben aber heißt für mich: Meine Fragen können Zweifel beinhalten, man sollte aber auch ehrlich zu sich selber sein, und lieber mal eine Frage offenlassen und dann dennoch zu glauben, dass Gott dabei ist, dass er bei mir ist, dass er mich liebt und dass er eine Zukunft für diese Welt hat. Glaube ist die Hoffnung, dass es Gott gut mit mir meint und auch mit dieser Welt.

Ihr kennt die Geschichte im Neuen Testament: Da fahren die Jünger mit Jesus im Boot über den See, ein Sturm kommt auf, das Boot droht zu kentern. Und Jesus schläft. Die Jünger geraten in Panik und sind empört, dass Jesus ausgerechnet jetzt nicht präsent ist. Sie wecken ihn. Und er bekommt die Situation in den Griff. Glaube ist eigentlich nichts anderes als Gemeinschaft mit Jesus. Darauf vertrauen, dass er da ist, ob das Lebensboot im ruhigen Wasser fährt oder auch ins Schlingern gerät.

Drei wichtige Stichworte sind in der Predigt bereits gefallen: Glaube, Liebe, Hoffnung.  Denn Paulus sagt ja deutlich: Nun aber bleiben diese drei, Glaube, Liebe, Hoffnung, die Liebe ist aber die wichtigste unter ihnen.

Drei Worte, die zeitlos sind, die unsere Gesellschaft bitternötig hat und die auch wir in unserem Lebensboot dabeihaben sollten: Glaube: Wer den starken Rückhalt im Glauben spürt, der geht gelassener mit den Herausforderungen des Lebens um. Liebe: Wer erkennt, dass Gottes Liebe auch dem anderen gilt, dem Nächsten, der geht mit ihm anders um, barmherziger und fürsorglicher. Hoffnung: Wer sich gegen vermeintliche Aussichtslosigkeiten wehrt und dabeibleibt, dass Gott eine Zukunft für diese Welt hat, der hat eine kräftige Motivation, die Zukunft unserer Gesellschaft mitzugestalten. 

Ihr merkt: Glaube, Liebe, Hoffnung, all das ist schon in eurem Lebensboot. Nun kommt es aber darauf an, was ihr daraus macht. Dass ihr die Liebe in die Tat umsetzt. Es ist auch eure Entscheidung, wie ihr mit euren Eltern, Geschwistern, Mitschülern umgeht. Dass ihr euch an der Hoffnung aufrichtet, das hat auch mit eurem Willen zu tun. Dass ihr euch immer wieder auf den Glauben einlasst, dazu braucht es auch euren Mut.

Ihr werdet nachher die Konfirmandenfrage gestellt bekommen. Ja, ihr wollt unter Jesus Christus leben, Ja, ihr wollt in seiner Gegenwart sein, mit Jesus im Boot die Reise durchs Leben antreten.

So knapp die Konfirmandenfrage auch ist, sie weist aber gleichzeitig darauf hin, dass ihr nicht allein auf euer Bootsfahrt seid: 

 Eine ganze Armada von Booten ist unterwegs, andere, die Kraft und Rückhalt im Glauben erfahren, die Liebe in die Tat umsetzen wollen und Hoffnung statt Resignation auf ihre Fahnen geschrieben haben. Haltet Kontakt zur Gemeinde Jesu Christi, diese lebendige Gemeinschaft stärkt euch auf eurem Weg.

Viele Christinnen und Christen sind gemeinsam unterwegs, ihr seid dabei, wir sitzen alle im selben Boot, im Schiff, das sich Gemeinde nennt. Und wir lernen gemeinsam, immer wieder neu, wie Glaube, Liebe, Hoffnung Gestalt in unserem Leben gewinnt.

Heidi Zuch, Lektorin und Kirchenvorsteherin

 

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